Manch einer mag sich schon die Frage stellen: „Für drei Tage Segeln nach Australien fliegen, lohnt sich das?“ Ich denke, wir können diese Frage jetzt alle eindeutig beantworten: „Ja!“
In neun von zehn Jahren sind es die Mitglieder des Segelteam von Qantas, die eine Weltreise auf sich nehmen, um an den World Airline Sailing Championships (WASC) teilnehmen zu können. Nie hört man von ihnen dabei klagende Worte über die weite Anreise. Wenn im zehnten Jahr Qantas dann selbst an der Reihe ist, das Event zu organisieren, nehmen alle anderen die Reise gerne in Kauf.
Und so sind in Australien schließlich über 70 Teilnehmer:innen aus neun Teams zusammengekommen, die es trotz zahlreicher Standby-Flüge alle pünktlich zur Welcome-Party schafften. Trotzdem waren die verschiedenen Reiserouten mit Zwischenstopps in vielen verschiedenen Städten, von Dubai über Taipei bis Jakarta, ein viel besprochenes Thema am ersten Abend. Im Vordergrund stand aber wie in jedem Jahr die Freude über das Wiedersehen der WASC-Familie.
Gesegelt wurde diesmal nicht in Sydney direkt, sondern 50km nördlich, in Newport. Der Royal Prince Alfred Yacht Club, der uns sehr herzlich als Gäste aufgenommen hat, stellte die Boote, eine Flotte von acht Elliot 7 – eine sportliche Kieljolle – zur Verfügung. Alle Boote waren in einem hervorragenden Zustand, so dass es kein Problem war, wenn am Ende nicht wie üblich jedes Boot einmal von jedem Team gesegelt wurde.
Neun Teams segeln mit - gewohntes Bild an der Spitze
Bei acht Booten und neun teilnehmenden Teams hatte Fred, der Team Captain von Qantas, einiges zu tun, eine ausgeglichene Pairing-Liste zu erstellen, zumal es möglichst wenig zeitraubende Crew- bzw. Bootswechsel geben sollte. Die Lösung: In jedem Rennen setzt ein Team aus und die Bootswechsel finden hauptsächlich in der Mittagspause statt.
Einen entspannten Start in die Wettfahrten wollte das Wetter uns dann aber nicht gönnen, es ging gleich bei 4-5 Windstärken auf‘s Wasser. Bei diesen Windbedingungen wurde Flagge „R – kein Spinnaker“ gesetzt, aber auch das Anziehen der Fock- und Großschot stellte sich als ungewohnt kräftezehrend heraus.
In den ersten beiden Rennen zeigte sich zunächst ein gewohntes Bild: Finnair segelt an der Spitze, gefolgt von allen anderen. Wie sich später herausstellte, war das vermutlich nur der Fall, da Qantas in den ersten Rennen das Team war, das aussetzen musste. Mit zwei dritten Plätzen lief der Start für uns sehr gut – viel Wind kann uns als norddeutsche Segler:innen nicht abschrecken. Für die Mittagspause wurden die Boote an Moorings gelegt, so dass wir am Yachtclub das hervorragende Mittagessen genießen konnten, um wieder Kraft zu tanken.
Nach dem Mittag hatte der Wind nochmal etwas zugelegt und wehte inzwischen mit 6 Bft. Bei diesen Bedingungen gingen fast alle Teams mit jeweils fünf Crewmitgliedern an den Start, aber selbst unser stärkster Vorschoter konnte bei diesem Wind die Fockschot nicht mehr dicht ziehen. Für diese Bedingungen waren die Boote etwas übertakelt. Nach einigen Minuten hatte die Wettfahrtleitung ein Einsehen mit Mensch und Material und schickte uns zunächst in die sichere Landabdeckung und schließlich zurück in den Hafen.
Erst zu viel, dann zu wenig Wind
Für Fred bedeutete der Abbruch, dass er seine Pairing-Liste nochmal überarbeiten musste, aber damit war er ja inzwischen vertraut. Am nächsten Morgen wünschten sich alle die Möglichkeit, Wind von einem Tag aufbewahren zu können, um ihn am nächsten Tag wieder zu verwenden. Die Windstärken, die wir am ersten Tag zu viel hatten, hatten wir am zweiten Tag zu wenig. Die erste Wettfahrt wurde 20 Minuten nach dem Start abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt hatte es nur Dennis mit seinem Team von Air Hongkong überhaupt geschafft, bis zur Luvtonne zu kommen. Nach einer Stunde hatte der Wettergott dann doch ein Einsehen und schickte uns eine leichte Brise von 2-3Bft, so dass wir starten konnten. Diesmal wurde auch mit Spinnaker gesegelt. Obwohl wir noch nie zuvor in dieser Besetzung zusammen gesegelt waren und nicht alle Erfahrung mit Spinnaker-Segeln hatten, kamen wir sehr gut zurecht. Da gab es andere Teams, die der Spinnaker in den ersten Rennen vor deutlich größere Herausforderungen stellte. Nach und nach wurde mal wieder klar, dass Finnair und Qantas den Sieg wohl unter sich ausmachen würden. Unser direkter Konkurrent war – wie schon in einigen anderen Jahren zuvor – dass junge Segelteam der SwissAir.
Dass am nächsten Tag bereits der letzte Segeltag anstand, fühlte sich für alle unwirklich an. Die Zeit ist wieder einmal viel zu schnell vergangen. Auch an diesem Tag bewegte sich der Wind eher am unteren Ende, aber wir konnten Segeln, was der ersehnte Satz: „We have reached the wind limit, this race is live”, verkünden ließ.
Auch auf dem Wasser war zu merken, dass sich das Event dem Ende zu neigte und damit die Anzahl der Rennen, in denen man gute Plätze ersegeln konnte, weniger wurden. Die Manöver wurden riskanter und die Zahl der Proteste stieg deutlich an.
Aber es blieb alles fair und am Ende gab es dann doch keine einzige Protestverhandlung. Viele nahmen lieber den Strafkringel auf sich, um an Land die Zeit mit Feiern statt mit Protestverhandlungen verbringen zu können.
Die Swiss konnten wir am Ende tatsächlich hinter uns lassen, dafür zeigte sich AirHongkong unerwartet stark und wurde schließlich vor uns Dritter. Mit einem vierten Platz sind wir alle sehr zufrieden. Alle Manöver auf dem Wasser haben gut funktioniert. Das ist eine schöne Teamleistung für ein Team, das vorher noch nie so zusammen gesegelt ist.
Gesamtergebnis WASC:
1. Qantas
2. Finnair
3. Air Hongkong
4. Lufthansa
5. Swiss
6. KLM
7. Air Canada
8. Austrian Airlines
9. United Airlines
Gesamtergebnis ASCA (Airlines Sports and Cultural Association):
1. Finnair
2. Lufthansa
3. Austrian Airlines
Danke Qantas, für ein hervorragendes Erlebnis. Wir bleiben dabei: Dafür lohnt es sich um die Welt zu fliegen! Im nächsten Jahr dürfen wir uns im September auf ein Event in Kanada freuen, bevor 2026 wir die Organisation übernehmen.
Team Lufthansa:
Heike Rademann, Julia-Sophie Jürgensen, Alice Buxton, Gabi Kretschmer, Dieter Müller, Helen Buxton (Supporter), Uwe Jürgensen, Uschi Müller (Supporter).
Text: Julia-Sophie Jürgensen, Heike Rademann
Bilder: David Slater, Terry Calley, Julia-Sophie Jürgensen, Stefan Koviak