Zur Ruhe kommen, Kraft tanken und die Mittagspause für den eigenen Körper nutzen – und zwar nicht am Kantinenbuffet! Das ist für die Mitarbeitenden auf der Lufthansa Basis ganz einfach möglich.
Nadine Türk, 42, arbeitet als People Analyst bei Lufthansa Technik und ist Yoga-Lehrerin im LSV. Sie trifft sich dienstags und mittwochs um 12 Uhr in der Sporthalle unter Kantine 2 mit den Kolleg:innen, um sich auszupowern oder um zur Ruhe zu kommen. Egal, welche Yoga-Variante man wählt, der positive Effekt ist spürbar.
Nadine, Du gibst im LSV einen ungewöhnlichen Yoga-Kurs: Dort sind Männer in der Überzahl!
Das stimmt! Für Yoga ist das eine eher seltene Konstellation (lacht). Wobei man dazu wissen muss, dass Yoga in den Ursprüngen in Indien sogar nur Männern zugänglich und für Frauen verboten war. Auch beim LSV sind aber natürlich Frauen dabei, wenn wir uns in der Mittagspause zum Yoga auf der Basis treffen. Die Gruppen sind gemischt und die Teilnehmer:innen kommen aus allen Bereichen der LHT. Dadurch lernt man auch neue Leute abseits der Arbeit kennen. Das ist schön.
Du bietest zwei verschiedene Arten von Yoga an: Vinyasa und Yin Yoga. Was sind die Unterschiede?
Vinyasa ist eine sehr aktive und dynamische Yoga-Variante. Es geht darum, die Muskeln zu kräftigen. Auch die Kondition wird trainiert und man kommt auch mal aus der Puste. Die Bewegungen sind kraftvoll, wir beziehen den Atem mit ein und „fließen“ bestenfalls durch die Stunde. Trotz aller Dynamik und Anstrengung: Grundsätzlich hat jede:r immer die Wahl, Pausen zu machen. Niemand wird gezwungen, bis zum Ende Vollgas zu geben. Die Gruppen sind eher klein, und ich kenne alle Teilnehmer:innen. So weiß ich, worauf ich gegebenenfalls Rücksicht nehmen oder wann ich eine Alternative zu einer Übung anbieten muss. Gerade bei Anfänger:innen achte ich natürlich darauf.
Wie geht es beim Yin Yoga, das Du seit April neu im LSV anbietest, zu?
Yin Yoga ist deutlich ruhiger. Da geht es weniger um die Muskeln, sondern mehr um das Fasziengewebe (Anm.: Bindegewebsstrukturen, die die Muskeln umhüllen). Das heißt, wir bleiben drei bis fünf Minuten in einer Position. Dabei fühlen und spüren wir in uns hinein, wie zum Beispiel unsere Faszien nachgeben, wie wir immer weiter und tiefer in die Dehnung kommen. Es ist sehr beruhigend für den Geist. Wenn man es das erste Mal macht, ist es vielleicht auch etwas anstrengend, auch mental. Je fortgeschrittener die Stunden sind, desto weniger sage ich. Das heißt, die Teilnehmer:innen liegen mehrere Minuten in einer Position – und dann fängt auch der Geist an zu arbeiten. Während Vinyasa Yoga eine Art bewegter Meditation ist, ist Yin Yoga Meditation in der Stille. Beim Yin Yoga finden die meisten Übungen im Liegen oder Sitzen statt. Beim Vinyasa gibt es zwar auch Positionen am Boden, aber die meisten werden im Stehen geübt. Das ist ein weiterer großer Unterschied zwischen diesen beiden Kursen.
Welche Yoga-Richtung eignet sich denn für wen?
Beide Varianten sind für jede:n geeignet. Vom Alter oder Fitnessgrad gibt es keine Einschränkungen. Da ist jeder willkommen. Wenn ich weiß, es kommt jemand Neues in einen Kurs, passe ich die Übungen an oder biete eine Alternative zu einer Übung an. Je länger die Leute dabei sind, desto mehr steigere ich die Intensität. Auch wenn jemand gesundheitliche Beschwerden hat, gehe ich darauf ein, so dass er oder sie mitmachen kann.
Was ist denn besser in der Mittagspause: kraftvolle, dynamische Übungen oder eher Ruhe und Entspannung?
Das ist wohl Typsache (lacht). Man muss wissen, was man in der Mittagspause braucht. Ich persönlich könnte nach einer Stunde Yin Yoga und totaler Entspannung nicht mehr ins Büro gehen. Andere sagen: Ich bin jetzt mega relaxed, ich halte jetzt jeden Termin aus! Wem Dehnen und Ruhe lieber ist, geht eher zum Yin Yoga. Wenn ich Power und viel Bewegung möchte, ist Vinyasa besser – vielleicht probiert man aber gerade dann das Gegenteil aus und geht zum Yin Yoga (lacht). Im Ernst, man sollte am besten ausprobieren, was einem mehr liegt und mit welcher Art der Bewegung man sich am besten fühlt. Und vielleicht mal in einem stillen Moment während einer Yin-Position in sich reinhören: Habe die Entscheidung, welche Yogarichtung mir, meinem Körper und meinem Geist besser tut wirklich ich getroffen oder hat mein innerer Schweinehund da einen großen Anteil dran?
Unabhängig von der Art des Yoga. Was sind aus Deiner Sicht die wichtigsten positiven Effekte des Yoga, wenn man regelmäßig übt?
In erster Linie die Verbesserung der Haltung! Viele Schüler:innen sagen, dass sie dies im Alltag immer wieder merken und daran denken: „Schultern nach hinten und unten!“ Das sage ich in jeder Stunde sehr oft, und das fällt ihnen dann zum Beispiel ein, wenn sie in der Küche stehen. Auch die Hüfte ist ein Bereich, der positiv beeinflusst wird. Vielen fällt der Schneidersitz am Ende einer Stunde viel leichter. Das ist prinzipiell nicht so wichtig, aber es zeigt, dass die Verkürzungen, die durch häufiges Sitzen entstehen, gelöst werden. Bei vielen Teilnehmer:innen bessern sich auch die weit verbreiteten Rückenschmerzen, wenn sie regelmäßig üben.
Was passiert im Kopf?
Wir kommen zur Ruhe. Man realisiert, was der Atem für eine Auswirkung auch auf die Psyche hat. Wenn ich im Stress bin, kann das bewusste Atmen ganz viel Positives mit dem Geist machen. Es sind nicht nur die körperlichen Effekte, sondern auch das Bewusstsein, wie ich mich selbst ein bisschen herunterfahren kann. Gerade in stressigen Momenten ist das wertvoll.
Interview: Nikola Dahmen
Bild: Norbert Schade
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Das LSV-Kursangebot umfasst neben Yoga auch Funktionelles Training, Pilates und Ganzkörperfitness. Die Kurse werden auf der Lufthansa Basis und auf der LSV-Sportanlage in der Borsteler Chaussee 330 angeboten. Details und den Kursplan gibt es unter diesem Link.